Die Stadttaube besiedelt heute weltweit alle größeren Städte. Sie ist der freilebende Nachfahre der wilden Felsentauben aus den Küsten- und Berggebieten in Afrika und Eurasien.

Der Mensch hat vor Jahrtausenden die wildlebende Felsentaube (columba livia) der Natur entnommen und in seine Städte getragen. Er hat sie für seine Bedürfnisse "zurecht" gezüchtet und als "Nutztier" gehalten. Sie diente ihm u. a. als Lieferant für hochwertigen Dünger und Fleisch. Tauben wurden auf "Vermehrung" gezüchtet, und so ist ihre ausgeprägte Fortpflanzungsfähigkeit (bis zu 9 Gelege pro Jahr), die ihnen heute zum Verhängnis wird, vom Menschen selbst "gemacht" (viele Tauben = viel Fleisch, Eier).

Seit ihrer Domestikation befreiten sich immer wieder Tauben aus der Obhut des Menschen oder wurden von den Menschen einfach ins Freie gesetzt. So vermischte sich die Urform Felsentaube zunehmend mit Zucht-, Brief- und Sporttauben, die entweder entflogen sind oder, von kräftezehrenden Wettkampfflügen erschöpft, in den Städten strandeten. Heutige Stadttauben sind also die verwilderten Kinder und Kindeskinder von Felsen-, Zucht- und Sporttauben.

Die Anpassungsfähigkeit der sehr intelligenten Tiere an noch so schlechte Lebensbedingungen haben die Populationen überleben lassen. Die Stadt ist zum Lebensraum für die Tauben geworden, da die Tiere, genetisch bedingt, auf felsenartige Örtlichkeiten angewiesen sind.

Wo also immer ein Problem mit Stadttauben entsteht, ist es von Menschen verursacht und darf nicht zu Lasten der Tiere gelöst werden. Wir haben die Tauben geholt, an uns gebunden, sie genetisch verändert und schließlich wieder "rausgeschmissen". So tragen wir Verantwortung, und es ist nur selbstverständlich, dass wir auch heute für sie sorgen.